Ich bin Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in eigener Praxis im Allee-Center in Hamm. Nach den abgeschlossenen Studien der Humanmedizin in Ulm und der Zahnmedizin in Würzburg folgte die mehrjährige Facharztausbildung am Universitätsklinikum Bochum, sowie Anstellungen in verschiedenen Praxen, und schließlich die eigene Niederlassung.
Die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie umfasst u.a. die Erkennung, Behandlung und Rehabilitation von Erkrankungen der Kiefer. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die funktionelle (Kauen, Schlucken, Sprechen) und ästhetische Rehabilitation. Dies ist mit nichts so zu erreichen wie mit körpereigenem Gewebe. In diesem Fall mit eigenem Knochen. Die Rekonstruktion der Kiefer ist im Rahmen verschiedenster Operationen Bestandteil der Grundausbildung jedes Kieferchirurgen und somit Routine.
Implantologie wird nun bereits sehr lange praktiziert. Es sind alle Regeln für einen Langzeiterfolg bekannt. Eine der wichtigsten Grundregeln ist ein sattes Knochenangebot. Ist dieses aufgrund von Knochenschwund nicht mehr ideal, so muss Knochen aufgebaut werden. Der Knochen geht z.B. durch den vorherigen kaputten Zahn, frühere Operationen, Entzündungen oder weil man sich erst spät für eine Implantation entschieden hat verloren.
Der Knochenaufbau selbst erfolgt durchaus unterschiedlich und ist abhängig vom Ausmaß des Knochenverlustes, sowie der Stelle im Kiefer, an der der Knochen verloren gegangen ist. So erfolgt dieser im Oberkiefer Backenzahnbereich deutlich anders, als im Unterkiefer Schneidezahnbereich. In beiden Fällen sind die Eingriffe jedoch hoch standardisiert.
Der Körper akzeptiert eigenes Gewebe zumeist problemlos und schnell. Dieses Phänomen macht man sich in verschiedenen Bereichen der Medizin – am bekanntesten ist hier sicherlich die Organ- oder Knochenmarkstransplantation – zunutze. Das gute Ergebnis hängt auch damit zusammen, dass im verpflanzten Knochen lebendige Zellen sind. Somit sind Komplikationen selten, die Einheilung erfolgt zuverlässig und die Weiterversorgung kann schneller als mit künstlichen Fremdmaterialien erfolgen.
Die Bemühungen beim Knochenaufbau Fremdmaterialien zu verwenden sind vielfältig. Benötigt werden diese Materialien vor allem, wenn der Operateur die Techniken zur Gewinnung von Eigenknochen nicht beherrscht. Bei der Verwendung anderweitiger Materialien muss man sich immer im Klaren sein, dass man körperfremdes, oft künstliches Material eingepflanzt bekommt. Potenzielle Probleme sind hier Infektion und Abstoßung des Materials mit Wundheilungsstörungen und Resorption (Abbau) des Knochenaufbaus. Auch sind die Einheilzeiten dieser Materialien deutlich länger und schlechter vorhersagbar. Die Implantatversorgung verzögert sich somit ggf. deutlich nach hinten.
Aus unserer Sicht gibt es kaum Nachteile bei der Verwendung von Eigenknochen. Lediglich die Entnahmestelle kann als Nachteil angesehen werden, da hier quasi ein zweiter Eingriff notwendig wird um den Eigenknochen zu entnehmen. In einigen Fällen entfällt aber selbst das, da im gleichen OP-Gebiet oder bei der Implantatbohrung bereits genügend Knochen für eine Augmentation gesammelt werden kann.
Jeder Knochenverlust im Vorfeld einer geplanten Implantation ist eine Indikation für einen Knochenaufbau mit Eigenknochen. Das heißt überall, wo nicht genügend eigener Knochen vorhanden ist um ein Implantat sicher und von allen Seiten mit Knochen umfasst zu setzen, kann und sollte ein Knochenaufbau mit Eigenknochen durchgeführt werden.
Der Vorteil des Eigenknochenaufbaus ist, dass dieser die Einheilzeit eines Implantates zumeist kaum beeinflusst. Im Unterkiefer beträgt die Einheilzeit je nach Aufwand für den Knochenaufbau 2-4 Monate und im Oberkiefer 3-5 Monate. Eine Implantation mit gleichzeitigem Knochenaufbau ist in den meisten Fällen problemlos möglich. Lediglich bei großen Knochenaufbaumaßnahmen, bei denen sowohl viel Höhe als auch viel Breite aufgebaut werden muss, muss in seltenen Fällen ein zweizeitiges Vorgehen erwogen werden. Fremdmaterialien hingegen verzögern die Versorgung zumeist stark, da sie sehr viel mehr Zeit benötigen um vom Körper überhaupt akzeptiert und stabil eingebaut zu werden.
Die Langzeitergebnisse speziell mit Eigenknochen sind sehr gut und stabil. Dauerhaft kommt es jedoch auch auf eine gute Pflege der Implantate und der darauf befestigten prothetischen Versorgung (Krone, Brücke, Prothese) an. Hier müssen Patienten und Hauszahnarzt zusammenarbeiten. In regelmäßigen Abständen sollte eine professionelle Reinigung der Implantate durch den Hauszahnarzt zusätzlich zur täglichen Mundhygiene erfolgen. Risiken für Implantatverlust sind schlechte Pflege der Implantate, Parodontitis und v.a. das starke Rauchen.
Hier ein ganz klares „Nein“ für Jedermann! Spezialisten in Bereich der Implantologie absolvieren eine mehrjährige gezielte und fundierte Facharzt- oder Fachzahnarztausbildung. Nur so sind die nötige praktische Erfahrung und die Kenntnis der Anatomie in den verschiedenen Situationen eines jeden Patienten möglich. Denn die Anforderungen sind so vielfältig und verschieden wie die Menschen. Daher empfehle ich einen Knochenaufbau bei einem Experten machen zu lassen, der dies oft und regelmäßig tut und somit eine hohe Sicherheit und Routine besitzt.